Unser Demenzgarten
Beitrag und Fotos von Helga Böwadt, SHZ – Ausgabe vom 21.10.2025
Mit allen Sinnen das Leben genießen
Mit Naschgarten und Vogel-Tower: Neuer Sinnesgarten für Demenzkranke in Schafflund eröffnet
Ein Herzenswunsch geht in Erfüllung, endlich. Als 2021 der Tagestreff als Einrichtung der Sozialstation im Amt Schafflund eröffnet wurde, war die Freude über das funktional und ästhetisch schön eingerichtete Haus groß. Doch auf die Frage, ob es überhaupt noch weitere Wünsche gäbe, antwortete Petra Klein, damals Pflegedienstleiterin, spontan: „Wir hätten draußen gern einen Demenzgarten.“ In Svend Carstensen aus Schafflund fand sie einen Gartengestalter, der sich dieser Aufgabe annahm. „Er spricht genau über das, was ich denke“, stellte sie verblüfft fest, und so wurde ein Konzept erarbeitet.
Geschäftsführerin Kathrin Clausen war von Anfang an Feuer und Flamme für die Idee: „Dank großzügiger Spenden aus der Region können wir dieses fantastische Projekt finanzieren.“ Allerdings war dann noch viel Geduld gefragt, da notwendige Entwässerungsarbeiten auf dem Nachbargrundstück zu Verzögerungen führten.
600 Quadratmeter neu gestaltet
Nun, vier Jahre später, wurde die bisher eintönige Rasenfläche komplett umgestaltet, ganz auf die Bedürfnisse der Tagesgäste zugeschnitten. Auf 600 Quadratmetern erstrecken sich geschwungene Wege durch die Beete, breit genug für Rollstuhlfahrer und so angelegt, dass sie immer zum Ausgangspunkt zurückführen, ein wichtiger Aspekt für Menschen mit Demenz, deren Spaziergänge nicht in einer Sackgasse enden sollen.
Doch die heilsame Wirkung der Natur dürfte allen Tagesgästen zugutekommen, ganz gleich, ob sie in ihrer Mobilität oder in ihrer Orientierung eingeschränkt sind. Alle Sinne werden hier angesprochen, helfen, Vertrautes aus der Vergangenheit wieder hervorzulocken. Das beginnt mit einem Naschgarten, in dem Stachelbeeren, Himbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren oder Jostabeeren zum Probieren einladen. Auch an Rhabarber wurde gedacht. Um die Gäste auch zur eigenen Aktivität zu motivieren und haptische Sinneseindrücke zu ermöglichen, wurde ein Hochbeet gebaut – in einer außergewöhnlichen Form. Hier kann man beim Säen von Radieschen oder Pflanzen von Salat mit seinem Rollstuhl oder Rollator bequem drunterfahren. Für das Gemüsebeet daneben hat Magdalena Lemke, stellvertretende Pflegedienstleiterin, schon eine Idee: „Hier können gut Kartoffeln und Stangenbohnen wachsen.“
Ein bisschen weitergesponnen könnte es dann im Herbst Pellkartoffeln mit Kräuterquark geben, denn die große Kräuterspirale bietet sich geradezu an, später die altbekannten Kräuter zu ernten. Altbekannt ist auch das Stichwort für die zahlreichen Stauden und Rosen, die den Sommerflor in vielen Beeten bestimmen werden. „Wenn sie zum Beispiel die Gloria Dei sehen und riechen“, erklärt Svend Carstensen seine spezielle Pflanzenauswahl, dann würden viele gleich sagen: „Die kenne ich doch von früher.“
Gleiches gelte für Rittersporn, Phlox, Sonnenhut oder Storchschnabel. Im Frühling soll der Anblick der duftenden Sträucher neue Lebensfreude wecken. Forsythien, Felsenbirne und Jasmin werden an der westlichen Grenze platziert und können eines Tages den Metallzaun, der das Gelände umschließt, verdecken. Dort in der Grundstücksecke wird gerade ein Pavillon aufgebaut, keineswegs nur als Blickfang, sondern, wie jedes Detail, als bewusstes Gestaltungselement in diesem Sinnesgarten. Ein Rückzugsort soll es sein, von Rosen umrankt mit der roten „Sympathie“, der gelben „Goldfassade“ und der farbenprächtigen „Harlekin“.
Rund 450 Pflanzen zahlloser Sorten kommen noch in diesem Herbst in den Boden, alle sorgsam ausgewählt und den örtlichen Gegebenheiten angepasst. So wird eine sumpfige Fläche zusätzlich mit Iris, Vergissmeinnicht und Knöterich als Bodendecker bepflanzt. Schmecken, Sehen, Riechen, Fühlen – alle Sinne hat Svend Carstensen berücksichtigt. Und das Hören? Fehlt natürlich nicht, denn leise plätschert das Wasser aus einem Felsstein, mitten im Zentrum, gut zu sehen und zu hören von der Terrasse aus.
Dahinter ragt der hohe Vogel-Tower aus Holz in die Höhe, besetzt mit etlichen Nistkästen und Futterstationen am unteren Holm – Blickfang mit der Chance auf lebhaftes Vogelgezwitscher. Noch ein paar Schritte, dann schaut man auf die vorbeifließende Au, hört ihr Geplätscher und das leise Rauschen des Windes in den hohen Bäumen ringsum. Nun fehlt nur noch eine mit Überdachung konzipierte Bank, ein weiterer Ort zum Wohlfühlen mitten im Garten. Auch dieser soll aus Spenden finanziert werden.








